Im Bewerbungsprozess stößt man immer wieder auf die Keywords - wie wir bekanntlich alle wissen - welche das Bessersein gegenüber den anderen Mitbewerbern signalisieren sollen. Aber auch Arbeitgeber legen in ihren Stellenangeboten viel wert auf gewissen Floskeln. Oft sind diese so überflüssig wie unnötig, da sie nur eine Sache unterstreichen, die sowieso selbstverständlich (in der Außen- nicht in der Innenrepräsentation) gewesen wäre:In unserer Argentur steht die professionelle Arbeit im Mittelpunkt.Wirklich? Das hätte ich natürlich niemals erwartet... Gut, dass sie das angeführt haben. Dann ist der Job doch nichts für mich.

Teil 2 (endlich!)

Als ich gestern zur Bibliothek gefahren bin, teilten mir auf der Höhe des Straußberger Platzes drei übergroße Männer in kurzen Hosen mit, dass es das nächste Level wäre für Deutschland alles zu geben.


- Erreich dein nächstes Level auf plog.twoday.net!

Was? Für Deutschland? Ok. Ich bin ehrlich. Hatte ich eigentlich bisher immer meine Probleme mit für ein Konstrukt der Moderne, das an äh... Moment! Wer hat diesen Männern eigentlich erlaubt mich am frühen Morgen so unverfroren aufzulauern?

Oder besser gesagt: Be Berlin. Be eine übergroße Werbetafel? Vielleicht ist der Straußberger Platz momentan nicht der schönste, aber schöner als Jens Lehmann ist er auf jeden Fall. Hat Berlin hier sein nächstes Level erreicht und auf grob fahrlässige Weise ein weiteres Stück öffentlichen Raum verscherbelt und somit der Privatisierung und Kommerzialisierung preisgegeben? Wo bleibt hier eigentlich noch der Charme des städtebaulichen Ensembles der Karl-Marx-Allee?
Mal abgesehen davon ist Fußballwerbung doch ziemlich das Primitivste, was es gibt. Mit drei Zutaten aus der untersten Schublade - machohafte Männer, Nationalismus und völlige Überdimensionalität - möchte man hier einen Effekt erzielen, den sogar ein Video von Ronaldo aus dem brasilianischen Transvestitenpuff sofort in den Schatten stellt.

Für mich war es jedenfalls Zeit mein nächstes Level äh... die Bibliothek zu erreichen...


- Wie war das nochmal mit der Sichtachse?

Das ist der Friedbert. Der Friedbert kommt aus einer kleinen Stadt in der Provinz. Aber das macht nichts. Denn der Friedbert ist ein richtiger Sympathieträger. Ehrgeizig, fleißig und strebsam; genau so wie ein echter Christdemokrat sein muss.


Können diese Augen pflügern?

Der Friedbert wäre nun auch gerne in der großen Stadt bekannt. Ist er aber nicht... Und der Friedbert wäre auch gerne der Fraktionsvorsitzende einer großen Landespartei. Ist er aber auch nicht... Und der Friedbert wäre gerne Bürgermeister. Das ist er aber leider auch nicht...
Damit sich all das ändert, hat der Friedbert sich was ausgedacht: Er möchte den Flughafen in Berlin-Tempelhof "retten"; denn dieses Thema brennt der Berliner Bevölkerung scheinbar so richtig auf den Nägeln. Ja wir alle - wenn dieser vertraute Ton gestattet ist - wir alle - erinnern uns noch sehr gut an die Zeit als aus dem alten Exerzierfeld einer der ersten Flughäfen in ganz Europa wurde. Und sich auch, dass dann später ganz Berlin - nicht etwa nur ein Teil davon - über diesen Flughafen mit Lebensmitteln versorgt wurde. Oder damals als Kennedy dort gelandet ist. Besonders erinnern sich viele auch daran wie oft sie direkt von Tempelhof nach Tokio, New York oder Buenos Aires geflogen sind ohne in London oder Paris umzusteigen... Zumindest der Friedbert aus Hannover erinnert sich ziemlich gut an all diese Dinge. Und seine Geschäftsfreunde aus Hannover, Mannheim oder Friedrichshafen auch. Böse Zungen behaupten der Friedbert wäre ein Populist. Soweit würden wir hier aber nie gehen.

Und das? Das ist der Wowi-Bär. Der Wowi-Bär ist so ziemlich das Gegenteil vom Friedbert. Aber das ist kein Wunder, denn er ist ja auch ein Vaterlandsverräter äh Sozialdemokrat.


...äh, und was ist daran auch gut so?

Dafür ist der Wowi-Bär auch alles das was der Friedbert nicht ist. Bekannt, der Chef einer großen Landespartei und... Bürgermeister!
Als solcher hatte der Wowi-Bär mit seinen Genossen und Genossinen auch beschlossen den Flughafen in Berlin-Tempelhof zu schließen. Aber da hatte der Wowi-Bär nicht mir dem Friedbert gerechnet...
Und der Wowi-Bär dachte die Berliner und Berlinnerinnen wären cool. Aber auch da hat er sich anscheinend verrechnet, denn die geben mehr auf die fadenscheinigen historisierenden Argumente eines dahergelaufen Populisten äh Idioten aus der Provinz anstatt auf seine Politik der Sachzwänge. Sachzwänge übrigens, an denen die alten Parteifreunde von Friedbert nicht ganz unschuldig sind.

Ey! Eijentlich wollte ick heute wat schreiben... So richtich mit Foto und so. Wat dann anhand von die Foto nen Parabel über mein derzeitijes Leben sein sollte. So nen pseudointellektuellet Jewäsch eben. Aber jetzt hab ick ooch keene Lust mehr. Und bis det Foto erstmal aufm Internet is, det dauert mir jetzt zu lang.
Jedenfalls sollte et hier mal wieder weiterjehen. Jetzt wo wir uff de 10.000 Leser zujehen sowieso!
Ick meene... ick schau ja ooch jeden Tach hier vorbei und guck ob's wat neues jibt. Jibt's aber nich. Echt schade. Det Cover da oben könnte ooch mal eener auswechseln... Mh. Bleibt wohl wieder an mir hängen wie't aussieht
Aber weiter jeht's uff jeden Fall. Ick schwöre. Ey, so vier Bananenweizen machen ooch janz schön satt. Vier Bananenweizen sin halt doch ne Mahlzeit sach ick imma. Vier Bananenweizen und ne Pizza. Ne selbstjemachte. Eine Mahlzeit. Fast Hartz-IV vadächtich, würde der Sarazin da sajen.
Und rejnen tut det. War det früher ooch so? Ick wollte doch mal mit det Rad - det alte - in de Bibliothek fahren, jetzt wo der Doktor mir det wieder erloobt hat.
So richtich wollt ick mal wieder was schreiben... Naja. Dann nen andernmal eben. Und nen schönen Jruß an den Kurt! Wer jetzt an diesen Idioten aufm Fernsehen denkt is selbst schuld.
Ey! Eijentlich wollte ick heute wat schreiben...

seq. CXVII

Veraltete Rechtschreibung schreiben ist inzwischen wie Autofahren ohne Führerschein. Für beides wird man hart bestraft, wenn man dabei erwischt wird. Deswegen lasse ich mir im Laufe des Tages gerne hin und wieder von der Word-Rechtschreibhilfe die Kniffe der neuen Rechtschreibung erklären.
Einer meiner ganz besonderen Lieblinge ist dieses - mittlerweile sechsfach beesste - Wort aus dem Bereich Politik 300€:

S _ _ _ _ S _ _ S S _ _ _ S S

Unter allen eingesendeten Zuschriften mit der richtigen Lösung verlost der der p-log den Pfand von einem halben Kasten Budweiser.

Heute: Theodor Mommsen (1817-1903)

Der berühmte Historiker. Der große Liberale. Der deutsche Bürger. Für seine einmalige Verfälschung äh... Verklärung ...ich meine Darstellung der Römischen Geschichte bekam er als erster Deutscher den Nobelpreis für - nein, nicht Geschichte, denn in Wirklichkeit machen wir nichts anderes als das - Literatur. Außerdem hat er eine Statue im Vorhof der Humboldt-Universität bekommen...



Und was hätte uns dieser kluge und weise Mann zu sagen, wenn wir Unwürdigen nur das Glück hätten, dass er unter uns weilen würde?Seid hart! Vernunft nimmt der Schädel der Czechen nicht an, aber für Schläge ist auch er zugängig.
(T. Mommsen, An die Deutschen in Österreich, 31.10.1897Danke Herr Mommsen. Vielen Dank.

Was ich noch nie verstanden haben und was sich meinem Verstand aufgrund vehementer Verweigerung wirtschaftlichen Effizienzdenkens möglicherweise auch nie ergeben wird, ist die Tatsache, warum man ganz offensichtliche Dinge auch noch bewerben muss. Ein Beispiel:

Du bist Deutschland!
(der der p-log berichtete... )

Oder noch besser:
be Berlin

Warum sollte ich in einem Land/einer Stadt, in dem/der ich sowieso schon wohne, auch noch eine Werbekampagne machen, dass ich dieses Land/diese Stadt sein soll??? (Mal ganz abgesehen davon, dass ich - ausser auf einer metaphysischen Ebene - diesen Zustand niemals erreichen kann.) Das ist in meinen Augen ungefähr so sinnvoll wie auf der Autobahn Werbung fürs Autofahren zu machen... Oder eben wie nen Arschloch am Ellbogen.
Was will Berlin erreichen, wenn es Werbung für sich selbst macht? Und das vor allem in Berlin??? Ok, scheiß auf die gutebezahlte Vollzeitstelle woanders, ich bleibe doch lieber in Berlin und beantrage Hartz-IV? Und mal ganz abgesehen davon, dass eine Stadt, die chronisch pleite ist, plötzlich Geld hat, um dies für eine Kampagne zu Gunsten ihres bar jeder Grundlage völlig überzogenen Selbstwertgefühls auszugeben... Diese Werbung ist - wie jegliche andere Reklame - doch völlig irreal! Das wahre Berlin sucht man hier vergebens...

Sei pleite,
sei Hartz IV,
sei Berlin!

Sei selbstbezogen,
sei gleichgültig,
sei Berlin!

Sei abgehoben,
sei überbewertet,
sei Berlin!

So! Frohe Ostern...